Klasse 8b auf den Spuren einer Deutschlektüre – Perspektivwechsel bei FREEZONE in Mannheim

Die Klasse 8b beim Besuch von FREEZONE in Mannheim

Die Klasse 8b hat im Deutschunterricht unter anderem das Jugendbuch „Asphalt Tribe“ von Morton Rhue gelesen. Es schildert das Leben und teilweise auch das Scheitern von acht obdachlosen Jugendlichen, die auf den Straßen New Yorks versuchen zu überleben. Nachdem wir sehr ausführlich über diese Gruppe „Asphalt Tribe“ im Unterricht gesprochen haben, stellte sich uns auch die Frage, bei welchen Einrichtungen jugendliche Betroffene eigentlich Hilfe und Unterstützung suchen können. Neben Heim, Jugendamt und Polizei gibt es in Mannheim die Einrichtung „FREEZONE“:
„Freezone bietet Unterstützung, anonyme Beratung und Grundversorgung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 12-25 Jahren an

  • die sich ganz oder teilweise auf der Straße aufhalten
  • die bereits obdachlos sind
  • die sich in besonders schwierigen Lebenslagen befinden

Freezone kann auch Eltern und Angehörige, auf Nachfrage und außerhalb der Öffnungszeiten, anonym beraten.
Freezone informiert auch Schulklassen, interessierte Gruppen und angehende Fachkräfte sowie Weitere.“ (Quelle: https://www.freezone-mannheim.de/zielgruppe 18.02.2025)
So bot es sich also an, diese Einrichtung als realistischen Bezug zur Lektüre zu besuchen, um zu zeigen, dass dies kein Phänomen in den fernen Vereinigten Staaten ist, sondern solch eine prekäre Situation sehr wohl auch hier in der Metropolregion gegeben ist.

Also fuhr die Klasse 8b mit ihrer Deutschlehrerin Frau Küsters und der Schulsozialarbeiterin Frau Rehwald am 18.02.2025 nach Mannheim. Auf dem Weg zu FREEZONE hatte die Klasse die Gelegenheit einige der wunderschönen Murals (Fassadengemälde) in der Innenstadt zu bestaunen. Auch Freezone hat solch ein imposantes Mural an der Fassade.
Vorort wurden wir bei FREEZONE von Irina Zirulnik und Mareike Tirpitz-Wachner herzlich empfangen. Diese beiden arbeiten bei FREEZONE und sind Ansprechpartner für die Betroffenen. Sehr anschaulich schilderten sie uns verschiedene, teilweise tragische Schicksale und zeigten ihre Unterstützungsmöglichkeiten auf:
Sie sind zum einen eine Anlaufstelle, die tagsüber zu festen Zeiten zur Verfügung steht. Dabei bietet FREEZONE kostenloses Essen und Trinken, Wäsche waschen, Duschen, bis hin zu Beratungsgesprächen, Bewerbertraining und vieles mehr. Darüber hinaus wird die sogenannte StreetNight angeboten. Hier dürfen maximal sechs junge Volljährige im Alter von 18- 25 Jahren übernachten. Dazu muss man sich in der Zeit von 19 Uhr bis 22 Uhr anmelden und am Folgetag um 8 Uhr das Haus verlassen. Ein Abendessen und ein Frühstück stehen den Betroffenen zur Verfügung. Dass die Zahl auf sechs Übernachtungsgäste begrenzt ist, liegt einfach daran, dass FREEZONE sich nicht mehr Betten (sechs zählen als Großfamilie statt als öffentliche Einrichtung) leisten kann, obwohl sicherlich ein höherer Bedarf besteht. Eine weitere wertvolle Unterstützung ist die „Mannheimer Straßenschule“, die seit 2010 es Schulabbrechern bzw. Schulverweigerern ermöglicht, einen Schulabschluss zu erreichen. In der Straßenschule wird an vier Abenden die Woche von teilweise ehrenamtlichen Lehrkräften und Lehramtsstudenten unterrichtet, um einen Realschulabschluss oder Hauptschulabschluss zu ermöglichen. Seit 2010 ist es der Straßenschule gelungen, mehr als 90 Absolventen erfolgreich zum Abschluss zu führen. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, um einer Bürgergeld-Empfänger-Situation entkommen zu können.

Nach der umfassenden Information über diese Einrichtung, hatte die Klasse 8b die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu besichtigen und bekam so Einblick in die Schlafräume, die Gemeinschaftsküche und den Aufenthaltsraum, der ohne Fernseher und Konsolen auskommt. Bei FREEZONE steht anderes im Vordergrund: „Es gilt Vertrauen aufzubauen, ihnen individuell Hilfe anzubieten und ihnen “ohne Erwartungen” zu begegnen.“ (Quelle: FREEZONE)
FREEZONE braucht ständig finanzielle Unterstützung, da die Einrichtung leider auf Grund, der nur geringen städtischen Unterstützung, auf Spendengelder dringend angewiesen ist. Dies kann sich auch in Sachspenden ausdrücken, da man auch für die Kleiderkammer, die Lernmittel der Straßenschule, etc. auf Hilfe angewiesen ist. Daher waren unsere mitgebrachten Lebensmittelspenden und Hygieneprodukte ebenso sehr willkommen.
In jedem Falle eine sehr wertvolle und wichtige Begegnung mit der Realität, die uns zeigte, dass das was in Büchern geschrieben steht, nicht immer nur als Unterhaltung zu verstehen ist, sondern vielmehr ein Buch auch dazu benutzt wird, um auf ein Problem aufmerksam zu machen.
Straßenkinder gibt es leider viel zu viele – daher fährt FREEZONE auch mit sogenannten Foodtrucks an ESSpunkte in Mannheim, um „Minderjährige präventiv zu beraten und ein Abrutschen auf die Straße zu verhindern“ (Quelle: FREEZONE).